Zertifikat soll Chancen der Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt verbessern
Am Computer sitzen Katja Rolf, Alina Falkowski und Eva-Lena Timmermann fast täglich. Sie chatten, schreiben E-Mails oder recherchieren im Internet für die Schule. Jetzt haben sich die Mädchen und ihre Mitschüler aus dem neunten Jahrgang der Realschule Spenge einem »IT-Fitness-Test« unterzogen.
Innerhalb von 30 Minuten galt es, 42 Fragen rund um den Computer und das »World Wide Web« zu beantworten – angefangen beim Anschluss für den Drucker bis hin zur Erstellung von Tabellen. Maximal zehn Punkte gab es im Bereich PC-Grundlagen und Betriebssysteme zu ergattern, jeweils acht Punkte waren in den Bereichen Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Internet und E-Mail möglich. »Die Aufgaben waren eigentlich nicht schwer«, sagt die 15-jährige Eva-Lena. »Wenn man sich viel damit beschäftigt, weiß man das alles.«
Dennoch haben die Mädchen insgesamt etwas schlechter abgeschnitten als ihre männlichen Mitschüler. »Das zeigt, dass wir noch einiges tun müssen«, sagt Berufswahlkoordinator Thomas Scheele. »Heutzutage taucht Informationstechnologie in allen Branchen auf. Jeder zweite Berufstätige nutzt den Computer an seinem Arbeitsplatz. Deshalb müssen wir auch unsere Schüler in diesem Bereich fit machen. Und zwar möglichst früh. Wir wollen vor allem denen die Berührungsängste nehmen, die eher keine Computer-Freaks sind. Bei dem Fitness-Test werden ja in erster Linie Grundlagen abgefragt – kein Spezialwissen über bestimmte Betriebsprogramme.«
Das Zertifikat, das sie für die Teilnahme am IT-Fitness-Test erhalten, sollen die Realschüler ihren Bewerbungen beilegen. Scheele: »Der Test ist mittlerweile bundesweit bekannt. Jeder Arbeitgeber kann etwas damit anfangen.« Sein Kollege Hartmut Bornkessel ergänzt: »Damit haben die Jugendlichen möglicherweise einen kleinen Vorsprung gegenüber anderen Bewerbern.«
Nackte Schulnoten sagen laut Bornkessel nicht wirklich viel über den Menschen dahinter aus. Das Gesamtbild, das jemand vermittelt, sei entscheidend. Deshalb sei es ratsam, alles in die Bewerbungsmappe zu legen, was einen von anderen abhebt. »Das kann etwa ein Trainerschein sein, den man im Sportverein gemacht hat. So sieht der Arbeitgeber, dass der Bewerber sich besonders engagiert.«
Der IT-Fitness-Test soll an der Realschule jetzt in jedem Jahr durchgeführt werden, immer in den neunten Klassen. »Er soll ein Teil des Berufswahlpasses sein, der gerade eingeführt wird«, erläutert Hartmut Bornkessel. »Durch solche Instrumente wollen wir den Schülern helfen, den für sie richtigen Job zu finden.«
Jacqueline Buron ist bereits auf einem guten Weg. Die 15-Jährige hat in ihrer Klasse eine der höchsten Punktzahlen im Test erreicht. Da könnte das Zertifikat durchaus nützlich sein, wenn sie sich um einen Ausbildungsplatz bewirbt: »Ich möchte Büro- oder Industriekauffrau werden«, erzählt sie. »Und als solche würde ich schließlich auch eine Menge Zeit am Computer verbringen.«
SN, Artikel von Freitag 08.05.2009