Realschüler erleben besonderen Jungentag
Es ist laut im Jugendzentrum der evangelischen Jugend Enger, denn die 19 Jungen vom Boys‘ Day trainieren, sich fair zu verhalten. Es geht um Körperbeherrschung und Anti-Aggressionstraining, als Lucas, Lennard und Jan, von der Realschule Spenge (Klasse acht), mit den Rücken aneinander gespannt auf den Pfiff von Bernd Rammler warten. Sie lernen, fair zu kämpfen und sitzen auf Matten, die Hände auf den Oberschenkeln. Einer von ihnen muss versuchen, sich aufrecht hinzustellen, doch die zwei Mitstreiter müssen dies verhindern und versuchen, ihn am Boden zu halten. Ob die Jungen gewinnen oder verlieren, soll keine Rolle spielen, denn es geht hauptsächlich um Spaß. Ängste und Probleme können vollständig abgelegt werden. Lucas und Jan wissen schon genau, welchen Beruf sie später einmal wählen: Lucas möchte Zahnarzt werden und Jan Wirtschaftsassistent im Bereich Sport und Organisation. Der Boys‘ Day hilft ihnen, die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren und sich gut verteidigen zu können.
Foto: Lennard, Lucas und Jan (von links) sitzen auf den Matten und warten auf den Startpfiff von Bernd Rammler.
Kinder wagen sich ins Berufsleben
Girls‘ Day beim Engerschen Anzeiger und der Stadt – Rabea schreibt eigenen Bericht
Der gestrige Tag stand bei vielen Unternehmen, der Stadt und auch beim Engerschen Anzeiger ganz im Zeichen des Girls‘ Day. Die Gymnasiastin Rabea Sobolewski war einen Tag lang in der Lokalredaktion und hat die Redakteure zu Terminen begleitet und einen eigenen Bericht geschrieben.
»Ich möchte einmal Nachrichtensprecherin werden«, verrät die Zwölfjährige, die die sechste Klasse des Widukindgymnasiums Enger besucht. Sie ergänzt: »Da kam mir der Aufruf im Engerschen Anzeiger genau recht. Schnell habe ich eine E-Mail geschrieben und mich für den Zukunftstag der Mädchen beworben.«
Der ursprüngliche Girls‘ Day hat sich heute ein Stück weit gewandelt. Am Zukunftstag beteiligen sich nun Mädchen und Jungen, sie schnuppern in verschiedene Berufe hinein.
Nach einer kurzen Einweisung in die Technik der Kamera geht es für Rabea Sobolewski auf ihren ersten Termin. Die Spenger Realschüler erleben ihren Jungentag im evangelischen Jungendzentrum Enger. Rabea greift zu Stift und Zettel, befragt kurzerhand die 14-Jährigen und den Leiter der Einrichtung, Bernd Rammler. »Was haben Sie heute genau gemacht? Wozu dienen die Kampfspiele?«, fragt sie. Anschließend geht es zurück in die Redaktion. Schnell ist der Text geschrieben – nahezu fehlerfrei. Kleine Ungereimtheiten besprechen die Redakteure mit ihr.
Weiter geht es schließlich mit dem Schreiben von Meldungen. »Mir macht die Arbeit richtig Spaß. Ich könnte mir gut vorstellen, hier zu arbeiten«, sagt Rabea. Noch ist sie mit ihren zwölf Jahren etwas zu jung, um sich als freie Mitarbeiterin ein paar Euro zu verdienen und Erfahrung in diesem Beruf zu sammeln. Sie erfährt aber, dass so einige Schüler nach einem Praktikum mit 16 Jahren in der Redaktion an Wochenenden mitarbeiten.
In ihrer Freizeit reitet Rabea, spielt Handball beim TV Lenzinghausen und liest sehr gerne. »Nahezu täglich lese ich die Tageszeitung und schaue Nachrichten.« Später will sie einmal Journalismus oder Germanistik studieren. »Als Nachrichtensprecherin ist Petra Gerster mein Vorbild«, verrät sie.
Auch bei der Stadtverwaltung hat sich alles um den Girls‘ Day gedreht. Empfindliche Nasen dürfen Larissa Ellerbrock (11) und Isabell Koch (13) für diesen Job nicht haben: Von Sebastian Schulze, der bei der Stadt Enger eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik macht, lassen sich die Schülerinnen auf dem Gelände des Klärwerks herumführen. Hier arbeiten tatsächlich nur Männer – ein perfekter Arbeitsplatz also für den Mädchenzukunftstag. »Frauen können die Aufgaben hier auf jeden Fall genau so gut erledigen wie Männer«, sagt Sebastian Cuhlmann, stellvertretender Leiter der Kläranlage. Und Bürgermeister Klaus Rieke erzählt: »Wir hatten hier sogar schon mal eine junge Frau in der Ausbildung, die ihre Sache sehr gut gemacht hat.« Larissa und Isabell können sich durchaus vorstellen, in ihre Fußstapfen zu treten. Die richtigen Voraussetzungen bringt vor allem Isabell auf jeden Fall mit: Ihre Lieblingsfächer in der Schule sind nämlich Chemie und Biologie. Und beides gehört für die Mitarbeiter der Kläranlage, die unter anderem viel Zeit im Labor verbringen, zum Berufsalltag.
Insgesamt bietet die Stadt sechs Mädchen einen Praktikumsplatz für einen Tag an, neben der Kläranlage arbeiten die Schülerinnen im Tiefbauamt und in der EDV-Abteilung. Erstmals bekommen auch zwei Jungen die Gelegenheit, in einen typischen Frauenberuf hinein zu schnuppern. Ertugrul Kara (13) und Dominik Ludwig (12) helfen am Vormittag im Standesamt aus, nachmittags arbeiten sie im Widukind-Museum mit. »Ermöglicht wird das durch die Initiative „Neue Wege für Jungs“«, erklärt Ulrike Harder-Möller, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Enger. »Gleichberechtigung muss schließlich sein.«
SN, Artikel von Freitag 23.04.2010