Spenger Realschülerin Selina Ziermann verbringt zwei Monate im europäischen Nachbarland
»Deux mois en France« – dass das auf Deutsch »Zwei Monate in Frankreich« heißt, wusste Selina Ziermann aus Spenge zwar schon, bevor sie nach Tavel gegangen ist. »Trotzdem habe ich eine Menge dazu gelernt«, sagt die Realschülerin, die heute ihren 15. Geburtstag feiert.
Das Französisch-Buch kann Selina Ziermann jetzt öfter beiseite legen. Bei ihrem Aufenthalt in Tavel hat die Realschülerin, die heute ihren 15. Geburtstag feiert, die Fremdsprache trainieren können. Sie ist begeistert auch von den Menschen im Nachbarland.
Tavel in Frankreich hat ein schönes Umland. Ihre Freizeit verbrachte Selina mit Freunden auch an diesem See.
Vom 26. März bis 21. Mai hat sie im europäischen Nachbarstaat, genauer gesagt in der Kleinstadt in Südfrankreich verbracht, ist dort zur Schule gegangen und hat Land und Leute kennen gelernt. Möglich gemacht hat dies das Brigitte-Sauzay-Austausch-Programm, das auch – anders als etwa das Voltaire-Programm – kürzere Auslandsaufenthalte von Schülern koordiniert.
»Das war eine tolle Erfahrung«, betont Selina, die gestern ihre Mitschüler über ihre Erlebnisse in »France« unterrichtete. »Die Noten in der Schule müssen so sein, dass man locker weggehen kann«, sagt die Austauschschülerin. Und der Aufenthalt sei keinesfalls mit Ferien gleichzusetzen. Der Unterricht findet in Tavel von 8 bis 15.30 Uhr statt und die Unterrichtsstunde umfasst 55 statt 45 Minuten. Elektronische Geräte sind für die Jungen und Mädchen tabu, Handys oder Kameras unerwünscht. Dafür gilt das An- und Abmeldeprinzip. Selbst die Freizeitaktivitäten mit Besuch im Kletterpark und der Eishalle waren durchgeplant.
»Das verkürzte Austauschprogramm kommt uns als Realschule sehr entgegen«, erklärt Französisch-Lehrerin Barbara Tralle. Ihre Erkenntnis: »Nur wer wagt, gewinnt«. Dadurch, dass Selina Ziermann allein nach Frankreich gegangen sei, habe sie viel an Erfahrung, Einsichten und Wissen gewonnen.
Das kann die Schülerin nur bestätigen: »Ich bin reifer und selbstständiger geworden«, sagt sie über sich. Offenherzig empfangen wurde sie auch von ihrer Gastfamilie. »Ich wurde aufgenommen wie das vierte Kind«, verneint sie die Frage etwa nach Heimweh. Beim Abschied seien sogar Tränen geflossen.
Was sie besonders beeindruckt hat? »Die Franzosen sind mir vorgekommen wie Deutsche – nur mit einer anderen Sprache«, berichtet Selina. Die Geschichtsträchtigkeit Frankreichs hat die Spengerin an den Häusern und Läden ausgemacht. »Sie sehen mindestens 20 Jahre älter aus als hierzulande«, hat sie festgestellt.
Viele Menschen hat sie auch getroffen. Zum Beispiel Sebastian aus Marburg, zu dem sie weiterhin Kontakt hält und mit dem sie sich in der Fremde auch auf Deutsch unterhalten konnte.
Informiert hat sich Selina im Vorfeld ihres Aufenthaltes in Frankreich unter anderem beim Deutsch-Französischen Jugendwerk im Internet. Das DFJW unterstützt die Maßnahmen auch mit der Gewährung von Zuschüssen. Besucht hatte sie das Gastland zuvor erst einmal bei einem Aufenthalt nahe La Rochelle. »Das Austausch-Programm kann ich jedem empfehlen«, erklärt Selina Ziermann. Auch wenn sie das in der Realschule übliche Betriebspraktikum nun in den Sommerferien nachholen muss.
In Frankreich zu studieren oder später sogar dort zu arbeiten, kann sich die Realschülerin im Moment zwar noch nicht vorstellen. »Man denkt darüber nach«, erklärt sie.
SN, Artikel von Mittwoch 22.06.2011