Französin an der Real- und russische Studenten an der Gesamtschule
Spenge. Wissen kennt keine Grenzen. Und wer etwas lernen möchte, ist nicht nur geistig unterwegs. Das stellen die weiterführenden Schulen in Spenge einmal mehr unter Beweis.
An der Regenbogen-Gesamtschule diskutieren (von links stehend) Gastmutter Christina Horn, Professorin Raisa Babaeva, Studentin Asiat Nachmurova, Dieter Stork und Lehrerin Erdmuthe Fleer mit Alina Hanfelder und Svenja Beckel (sitzend) über Kunst.
Lehrerin Dr. Barbara Tralle (links) und Rebecca Fritsche geben Laurette Boura (Mitte) aus Frankreich in der Realschule Spenge Schwung.
An der Realschule lernt Laurette Boura zurzeit, wie ihre Altersgenossen in Deutschland den Unterricht, aber auch die Freizeit verleben. Die 15-Jährige aus Tavel bei Avignon (Südfrankreich) ist im Austausch (nach dem Brigitte-Sauzay-Programm) zwei Monate an der Schule und kommt von der Lycée Sean Vilar, jener Bildungsstätte, die Selina Ziermann von der Realschule zuvor im Nachbarland erkundet hatte (wir berichteten).
»Schule in Deutschland ist schöner als in Frankreich, wo wir den ganzen Tag Unterricht haben«, meinte Laurette gestern. Die Realschule bietet nachmittags nur Arbeitsgemeinschaften an. So blieb auch schon Zeit für Ausflüge nach Bielefeld, Bünde und Hamburg. Auch im Heidepark Soltau vergnügte sich die Französin bereits. Lediglich das Frühstück hierzulande ist nicht nach ihrem Geschmack. »Ich esse lieber Croissants statt Wurst und Käse«, meinte sie. Spenge hat sie dagegen schon in ihr Herz geschlossen – wegen »des vielen Grüns und der vielen Blumen«. Neben Lehrerin Dr. Barbara Tralle und Selina Ziermann kümmert sich Mitschülerin Rebecca Fritsche (15) um die Austauschschülerin und hilft, wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Am Samstag tritt Laurette wieder die Heimreise an.
An der Regenbogen-Gesamtschule informierten sich gestern sieben russische Studenten aus Iwanowo (bei Moskau) darüber, wie hier gelehrt wird und wie die Aus- und Fortbildung von Lehrern funktioniert. »Haben die Kinder immer 30 Minuten Pause?« wollten sie unter anderem von Schulleiter Hartmut Duffert wissen. Natürlich nicht. Darüber hinaus erklärte Duffert auch, weshalb es nur wenig Hausaufgaben gebe. »Schule muss nicht weh tun, sondern soll Freude machen. Und die Schüler müssen ernst genommen werden«, sagte der Pädagoge.
Danach nahmen die Hospitanten in kleinen Gruppen am Kunst-, Englisch-, Französisch-, Musik-, Sport-, Literatur- und Sportunterricht teil. Pfarrer i. R. Dieter Stork (75) vom Freundeskreis Iwanowo aus Bünde informierte die deutschen Schüler und Lehrer über die Heimat der Besucher. »Iwanowo liegt 350 Kilometer nordöstlich von Moskau und hat 450 000 Einwohner«, erklärte er.
Die Studenten aus Russland bleiben zwei Wochen in Deutschland und werden von Raisa Babaeva, Professorin an der Universität Iwanowo (Lehrstuhl deutsche Philologie) begleitet. Sie besuchen neben Spenge auch Bünde und Enger. Eingeladen wurden sie vom Freundeskreis Iwanowo. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, zur Versöhnung und Verständigung mit den Völkern Osteuropas beizutragen. Er arbeitet interkonfessionell und ökumenisch.
Die Gäste besuchen während ihres einwöchigen Aufenthaltes im Kreis Herford heute den evangelischen Kindergarten in Belke-Steinbeck, um einen Einblick in die Förderung von Kleinkindern zu erhalten. Die zweite Woche verbringen sie in Lengerich und Münster, wo Besuche der Universität und weiterer Schuleinrichtungen geplant sind.
SN, Artikel von Donnerstag 17.11.2011