Fördern statt Sitzenbleiben: Universität Koblenz-Landau fragt in Spenge nach
Sitzenbleiben ist eine Schmach. Demütigend zuweilen. Damit es erst gar nicht zur berühmten »Ehrenrunde« kommt, hat die Realschule Spenge ein Konzept entwickelt, das nun landesweit Furore macht.
Die Betreuungslehrer Renate Reuschenberg (links), Konrektor Thomas Hollmann und Janna Oberpenning (von rechts) erklären Christoph Specka und Giang Pham (Mitte) von der Universität Koblenz-Landau, weshalb die Realschule Spenge so wenig Sitzenbleiber verzeichnet.
»Natürlich sind wir stolz auf diese Leistungen«, sagt Schulleiter Rainer Kalla. Womit er nicht gerechnet hat: Das erfolgreiche Abschneiden seiner Schule hat auch im Schulministerium des Landes Nordrhein-Westfalen Beachtung gefunden. Denn die städtische Realschule hat eine Fülle von Fördermaßnahmen entwickelt, damit alle Schüler das Bildungsziel »Mittlerer Bildungsabschluss« möglichst ohne Nichtversetzung erreichen. Seit Jahren tendiert die Nichtversetzungsquote gen Null, ohne dass Qualitätsverluste hingenommen werden müssen.
Das zeigt sich unter anderem darin, dass bis zu 75 Prozent der Schulabgänger die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erreichen und den so genannten Q-Vermerk erhalten. »Wir erreichen Spitzenwerte bei den Lernstandserhebungen und zentralen Prüfungen des Landes NRW«, betont Kalla. Ein Modul zur Förderung ist die Teilnahme am »Komm Mit! Fördern statt Sitzenbleiben«-Projekt des Landes. Dieses Projekt wird von der Universität Koblenz-Lindau wissenschaftlich begleitet.
Von dort erreichte Kalla jetzt eine E-Mail, die ihn überraschte und freute zugleich. Weil die Realschule beim Projekt besonders positiv abgeschnitten habe, hieß es da, wende man sich an ihn. Das Anliegen: genauere Informationen über die Bedingungen und Hintergründe des Erfolgs zu erhalten, von denen auch andere Bildungseinrichtungen profitieren können. Jetzt kamen Uni-Vertreter nach Spenge, um Schulleiter, Lehrer und sonstige maßgeblich Beteiligte zu interviewen.
Die drei Betreuungslehrer Thomas Hollmann (Konrektor), Renate Reuschenberg und Janna Oberpenning standen Christoph Specka und Giang Pham Rede und Antwort. »Die Schüler sollen unsere Lernpartner sein«, erklärte Hollmann. Lasse jemand in der Leistung nach, liege das in dem allermeisten Fällen daran, dass die Jugendlichen ihr Lernverhalten nicht richtig organisieren könnten. 17,5 Stunden am PC zu verbringen und nur 1,5 Stunden mit den Hausaufgaben, das sei nun mal falsch. Die Lehrer setzen früh an, Hilfestellung zu leisten, nämlich sobald ein Schüler eine Vier-minus schreibt. Für Beratungsgespräche gibt es eigens einen Ruheraum. Ist Nachhilfe nötig, helfen gute Zehntklässler. Zusätzliche Trainingsstunden und Hausaufgabenbetreuung kommen hinzu. 310 Jungen und Mädchen besuchen derzeit die Realschule in Spenge.
SN, Artikel von Samstag 17.11.2012