Rolf Ziegenbruch beschenkt seit sechs Jahrzehnten Kinder
Spenger Weihnachtsmarkt lockt viele Gäste an
Spenge. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass Rolf Ziegenbruch schon in meiner Kindheit als Nikolaus unterwegs war – und ich bin schon 64 Jahre alt“, sagt Georg Pohlmann. An diesem Sonntag hatte Pohlmann auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Martinskirche Gelegenheit, neben ihm den Weihnachtswichtel zu mimen: Beim 60. Jubiläum von Rolf Ziegenbruch als Nikolaus, dem vermutlich dienstältesten in ganz Ostwestfalen.
Angefangen habe Ziegenbruch damit als 24-Jähriger, als er als Polizeihauptmann in seiner Dienststelle in Bielefeld für seine Kollegen im roten Mantel und mit weißem Bart auftrat, wusste Georg Pohlmann.
Später verteilte Rolf Ziegenbruch in Spenger Schulen und Vereinen kleine Geschenke an die Kinder, dann auf dem Weihnachtsmarkt am Blücherplatz und seit drei Jahren auch an der Kirche. Von einer Kutsche gefahren, wurde er musikalisch vom Posaunenchor Wallenbrück begrüßt. Und auch nach 60 Jahren Amtszeit erfreut sich der heute 84-Jährige an den Gedichten der Kinder und sang mit ihnen „Lasst uns froh und munter sein“, bevor er in seinen Sack griff und kleine Tüten mit Leckereien an Kinder verschenkte.
Auch sonst ging es am Sonntag in und an der Martinskirche schon weihnachtlich zu. Drinnen sangen und spielten der Projektchor Spenge, der Chor „Laetitia“ und die „Combo Ninguno“ der Musikschule Enger-Spenge adventliche Lieder. Draußen genossen die Weihnachtsmarktbesucher die Atmosphäre des festlich geschmückten Hüttendorfes. „Das sieht wirklich sehr schön aus, da kann man sich noch Anregungen für die Dekoration zu Hause holen“, sagte die Spengerin Elisabeth Ellersiek, die sich an der Bude des Gartenbauvereins einen Kirschpunsch schmecken ließ und meinte weiter: „Der Weihnachtsmarkt gefällt mir hier auch besser als früher am Blücherplatz, denn so eine Veranstaltung gehört einfach an die Kirche.“
Bereits am Samstag hatte sich der beschauliche Markt rund um die Martinskirche als beliebter Treffpunkt für Jung und Alt erwiesen. Bürgermeister Bernd Dumcke erklärte zur Eröffnung, bei der dritten Auflage der Veranstaltung in dieser Form könne man zwar noch nicht wirklich von einer Tradition, aber doch gewiss von einem „Erfolgsmodell“ sprechen. Sowohl „Charme und Ambiente“ des Standortes als auch die „Abkehr vom Kommerz“ hin zu mehr ehrenamtlicher Organisation hätten den Markt neu belebt. Das bestätigte auch Besucher Werner Schmidt. „Die Atmosphäre an der Kirche ist einfach schön und man trifft viele Bekannte“, meinte der Spenger. „Der letzte Weihnachtsmarkt vor dem Umzug hierher war grauenhaft.“
Pastorin Brigitte Janssens freute sich über die Kreativität der Spenger, immer wieder neue Wege zu finden, „um die Menschen vor Ort zusammenzubringen“. Ihr Dank galt allen Helfern und Mitgestaltern, die das Hüttendorf mit Leben erfüllten. Dazu gehörten zahlreiche Gruppen, Vereine, Institutionen und Privatpersonen, die an liebevoll dekorierten Ständen allerlei Handarbeiten, Schönes aus Holz, Köstlichkeiten der Landfrauen, Honigprodukte und mehr zur Auswahl anboten.
Eine besondere Spezialität präsentierten die Mitglieder des Werburgvereins mit ihren süßen Armbrustspitzen. „Das ist dunkle Schokolade mit Orange und Sahne aufgekocht und dann überzogen mit weißer Schokolade“, gab Kassierer Hans-Peter Tietze das Rezept preis.
Beim Schlendern durchs Hüttendorf erklangen immer wieder weihnachtliche Weisen, denn erstmals wurden die Auftritte aus dem Inneren der Martinskirche nach außen übertragen. Neun verschiedene heimische Chöre und Ensembles gestalteten so an beiden Markttagen die akustische Kulisse der Veranstaltung, die viele zum Verweilen einlud. Vor allem in der beliebten Kaffeestube im Gemeindehaus und an den Buden mit Getränken wie Punsch, Glühwein oder Feuerzangenbowle trafen sich die Spenger gerne zum Plaudern.
Seit 60 Jahren im Dienst: Auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Martinskirche verteilt Rolf Ziegenbruch als Nikolaus kleine Tüten mit Obst und Süßigkeiten an die Kinder. Auch nach so vielen Jahren fühlt er sich im roten Mantel und mit weißem Rauschebart sichtlich wohl.
NW, Artikel von Montag 17.12.2012