Spenges Realschulleiter Rainer Kalla tritt zum 1. Februar in den vorzeitigen Ruhestand
In zwei Wochen geht für Rainer Kalla ein Lebensabschnitt zu Ende. Am 1. Februar tritt der Leiter der Spenger Realschule aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand. Konrektor Thomas Hollmann übernimmt den Posten kommissarisch, bis ein neuer Leiter gefunden ist.
Rainer Kalla war mit Freude Lehrer. Zum 1. Februar tritt der 63-jährige Leiter der Realschule Spenge in den vorzeitigen Ruhestand. Dank auch seines Engagements erhielt die Realschule 2012 den Schulentwicklungspreis als »gute und gesunde Schule«.
Konrektor Thomas Hollmann (47) wird die Realschule Spenge vom 1. Februar an zunächst kommissarisch leiten.
»Im Moment habe ich gar keine Zeit, über den Ruhestand nachzudenken«, sagt Rainer Kalla. 20 Jahre lang hat er die Spenger Kinder unterrichtet – davon sechseinhalb Jahre als Rektor und mehr als 13 Jahre als Konrektor. Noch türmen sich Berge von Papier auf seinem Schreibtisch – und die Arbeit will bis Ende des Monats bewältigt sein.
Seit 33 Jahren arbeitet der Spenger als Lehrer. »Die Welt der Schüler hat sich verändert und Schule auch«, sagt der 63-Jährige. Früher sei für viele Schüler der Antrieb gewesen, dass sie es irgendwann einmal besser als ihre Eltern haben. »Heute geht es den Schülern gut«, sagt der Spenger. Der Antrieb fürs Lernen habe sich verändert. »Man muss die Kinder ganz anders motivieren«, sagt er. Heutzutage wachsen die Kinder mit einer Flut an medialen Einflüssen auf. Smartphones, Facebook und Computerspiele sind nicht mehr wegzudenken. »Früher konnte man als Lehrer die Tagesschau vom Vorabend diskutieren. Heute guckt die kaum noch jemand«, sagt Kalla. Mit den Schülern hat sich auch Schule grundlegend verändert. Frontalunterricht ist out, der Lehrer ist als Moderator gefragt. Früher ist Stoff vermittelt worden, heute stehen die Kompetenzen der Schüler im Mittelpunkt. »Schule muss sich mit den Schülern verändern, sonst entsteht Distanz«, sagt Kalla.
Und was zeichnet das Lehrerdasein aus? »Dass man mit Kindern zusammen arbeiten kann«, sagt Kalla. »Kinder halten innerlich jung – auch wenn sie manchmal Probleme machen. Ich fühle mich nicht wie über 60. Dafür bin ich noch viel zu dynamisch«, sagt er. Kalla unterrichtet Mathematik und Erdkunde. Die Entscheidung, zunächst als Konrektor und später als Schulleiter zu arbeiten, hat er nie bereut. Auch wenn er sagt, dass Schulleiterstellen etwas für Idealisten seien. Der Arbeitsumfang erhöht sich enorm – und das Jahr für Jahr. »Es bleibt wenig Zeit für Familie und Freizeit«, sagt er.
Auch wenn die Realschule gut aufgestellt ist, sieht die Zukunft nicht rosig aus. Das liegt schon alleine daran, dass immer weniger Kinder geboren werden. Und dennoch: Noch reichten die Kinder für zwei weiterführende Schulen in Spenge. »Aber die Eltern müssen ihre Kinder dann auch in Spenge zur Schule schicken«, sagt er. Wenn Eltern ihre Kinder bei der Realschule Enger anmeldeten, werde es schwierig. »Es hängt von den Eltern ab«, sagt Kalla. 36 Kinder braucht die Realschule Jahr für Jahr, um die Zweizügigkeit zu gewährleisten. Woran es liegt, dass die Erfolge der Realschule nicht bei allen Eltern ankommen, weiß Kalla auch nicht genau. Immerhin ist die Schule mehrfach ausgezeichnet worden ist. Im vergangenen Jahr erhielt sie den Schulentwicklungspreis als »gute und gesunde Schule«.
Langweilig wird es im Ruhestand bestimmt nicht. Als Schulbuchautor engagiert sich Kalla weiter im Klett-Verlag. »Die warten darauf, dass ich endlich mehr Zeit habe«, sagt er. Außerdem ist er als Fraktionssprecher der FDP im Stadtrat aktiv. »Ich bin leidenschaftlicher Bergwanderer in den Alpen«, sagt er. Und sollte dafür mal keine Zeit sein, sind die Runden mit Hündin Lena ein guter Ersatz. »Meine Frau freut sich schon darauf, dass ich ihr bei der Hausarbeit und im Garten helfe«, sagt Kalla.
SN, Artikel von Freitag 18.01.2013