Gruppe der Realschule besucht Partnerschule im russischen Rshew
„Wir haben in Rshew eine eindrucksvolle Woche mit vielen Einblicken in die russische Kultur erlebt und waren begeistert von der herzlichen und gastfreundlichen Aufnahme durch unsere Gastgeber.“ So lautet das Fazit der sieben Schüler der Realschule Spenge, die gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Tanja Block und Barbara Tralle die Partnerschule in Rshew, der Mittelschule Nr. 12, besuchten.
Rshew liegt an der Wolga, etwa 200 Kilometer westlich von Moskau. Ein ganzes Jahr lang hatten die Planungen und Vorbereitungen gedauert.
„Wir nahmen am Unterricht teil , vieles war für uns neu und ungewohnt“, berichten die Schüler. „Beim Betreten der Schule mussten wir zunächst einen Wächter passieren. Anschließend sahen wir überall im Treppenhaus und auf den Fluren Schüler mit Namensschildern stehen.“ Das war die Klasse, die gerade Ordnungsdienst hatte und die auch auf gutes Benehmen im Treppenhaus und im Flur achten musste.
„Besonders beeindruckend war für uns die Unterrichtsdisziplin der russischen Schüler. Außerdem waren alle Schüler sehr sorgfältig und fast schon festlich gekleidet: Die Jungen trugen Anzug mit Jackett und oft mit Krawatte, die Mädchen schicke Kleider oder Röcke.“ Die vorherrschenden Kleidungsfarben waren blau, grau, schwarz und weiß.
Ein Höhepunkt war der Empfang bei der Schulleiterin, die die Gäste aus Spenge an einem reich gedeckten Tisch empfing und sie herzlich willkommen hieß. Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Schulkantine stand ein Besuch des Friedensparks auf dem Programm.
Während des zweiten Weltkrieges, 1941/1942, fanden in und um Rshew heftige und grausame Kämpfe zwischen der deutschen Wehrmacht und der russischen Armee statt. Diese Kämpfe dauerten 15 Monate und kosteten schätzungsweise rund zwei Millionen Menschen, Soldaten beider Seiten und Zivilisten das Leben. Auch Soldatenfriedhöfe für die russischen und für die deutschen Gefallenen sind Bestandteil des Friedensparks. Jedes Jahr findet hier eine deutsch-russische Jugendbegegnung vom Bund deutscher Kriegsgräberfürsorge statt.
Im Anschluss daran gab es ein Treffen mit den russischen Teilnehmern des letzten Friedenscamps.
In der Schule erlebten die Spenger eine Unterrichtsstunde, die es bei in Deutschland nicht gibt: Vorbereitung auf den Wehrdienst. „Alle Schüler erhalten Unterricht im Marschieren, sie lernen, wie man ein Maschinengewehr zerlegt, wie man eine ABC-Schutzausrüstung anlegt und auch, wie man mit einem Revolver schießt.“ Den Abschluss der Übung bildete der richtige Transport von Verletzten.
„Wir wurden auch im Deutschunterricht eingesetzt, wo wir die russischen Schüler als Muttersprachler unterstützen konnten. Auch an einer Chemiestunde durften wir teilnehmen“, berichten die Spenger Realschüler.
Sie besuchten auch ein Heimatkundemuseum und ein Folklorezentrum. „Bei traditionellem Tee und Süßigkeiten erhielten wir eine Unterweisung in das bäuerliche Leben im alten Russland. Für uns besonders interessant zu erfahren: Schenkte ein Junge einem Mädchen eine Handvoll Nüsse, so galt das als Verlobung“, berichten sie Realschüler. Sie besichtigten auch das orthodoxe Männerkloster Stariza, wo es prachtvolle orthodoxe Kirchen zu bestaunen gab.
Eindrucksvoll war eine Präsentation deutschsprachiger Theateraufführungen, die verschiedene Schulen der Stadt zu Ehren der Gäste aus Spenge eingeübt hatten und die uns zu Ehren stattfand. „So sahen wir ,Die kleine Hexe‘, ,Frau Holle‘, ,Das Märchen von der Rübe‘ sowie die ,“Bremer Stadtmusikanten'“, so die Realschüler. „Im Anschluss an diese Vorführungen berichteten wir anhand unserer Plakate von unserem Aufenthalt in Rshew“, berichten die Schüler.
Förderer
Die Reise nach Rshew wurde großzügig unterstützt und dadurch überhaupt erst ermöglicht. Die Stiftung zur Förderung des deutsch-russischen Jugendaustauschs in Hamburg, das Kuratorium Rshew, Gütersloh, sowie der Förderverein der Realschule Spenge sprangen ein.
NW, Artikel von Donnerstag 10.10.2013