Spenger Realschüler besuchen Partner-Mittelschule in Russland – Wehrkunde als Unterrichtsfach
Spenge / Rshew – Schule einmal anders haben jetzt Spenger Realschüler in Russland erlebt. So stand beim einwöchigen Besuch auch Wehrunterricht auf dem Unterrichtsprogramm. Der Austausch diente der Völkerverständigung und der gegenseitigen Aussöhnung.
Sieben Schüler sowie die begleitenden Lehrerinnen Tanja Block und Barbara Tralle machten sich auf den Weg zur Partnerschule in Rshew, der Mittelschule Nr. 12. Rshew liegt an der Wolga, etwa 200 Kilometer westlich von Moskau. Ein ganzes Jahr lang hatten die Planungen und Vorbereitungen gedauert. Von Düsseldorf ging es mit dem Flugzeug nach Moskau, wo die Gastgeber die Ostwestfalen mit einem Kleinbus über eine zehnspurige Straße gen Rshew chauffierten.
»Leider wollten außer uns noch viele andere Menschen in diese Richtung, so dass wir uns in einem riesigen Stau befanden. So benötigten wir für die 200 Kilometer von Moskau nach Rshew doppelt so lange wie von Düsseldorf nach Moskau. Als wir endlich gegen 21 Uhr von den Gastfamilien in Empfang genommen wurden, waren alle ziemlich erschöpft«, berichtet Barbara Tralle.
Beim Betreten der Mittelschule am folgenden Tag mussten die Spenger zunächst einen Wächter passieren. Sie nahmen an Deutsch-, Englisch- und Geographiestunden teil. Besonders beeindruckt zeigten sie sich von der Disziplin ihrer russischen Altersgenossen. Die Jungen trugen Anzug mit Jackett und oft auch eine Krawatte, die Mädchen schicke Kleider oder Röcke. Höhepunkt des Vormittags war der Empfang bei der Schulleiterin am reich gedeckten Tisch.
Im Friedenspark legten die Spenger Schüler und Lehrerinnen am Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges Blumen nieder. Während des zweiten Weltkrieges, 1941/1942, fanden in und um Rshew heftige und grausame Kämpfe zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee statt. Diese Kämpfe dauerten 15 Monate und kosteten schätzungsweise zwei Millionen Menschen – Soldaten beider Seiten und Zivilisten – das Leben. Damit die Menschen aus der Geschichte lernen, zur Mahnung und Erinnerung, wurde in Rshew ein Friedenspark mit einem Museum und mit Mahnmalen errichtet. Auch Soldatenfriedhöfe für die russischen und für die deutschen Gefallenen sind Bestandteil des Parks.
Zurück in der Mittelschule, erlebten die Spenger einen Unterricht, den es in Deutschland so nicht gibt: Vorbereitung auf den Wehrdienst. Die Schüler, Jungen und Mädchen, erhalten Unterricht im Marschieren, sie lernen, wie man ein Maschinengewehr zerlegt, wie man eine ABC-Schutzausrüstung anlegt und auch, wie man mit einem Revolver schießt. Den Abschluss der Übung bildete der richtige Transport von Verletzten auf einer Tragbahre. Die Präsentation deutschsprachiger Theateraufführungen wie »Frau Holle«, Besuche des Agrarmarktes (ähnlich dem Erntedankfest), des Heimatkundemuseums, des Folklorezentrums und des orthodoxen Männerklosters Stariza beeindruckten ebenfalls. Zudem blieb auch Zeit für einen Spaziergang über den Roten Platz.
Zwei Millionen Menschen verloren 1941/1942 in Rshew ihr Leben.
Foto 1: Im Russischunterricht an der Mittelschule Nr. 12 in Rshew haben Spenges Realschüler unter anderem deutsche Lehnwörter in der russischen Sprache kennen gelernt.
Foto 2: Die Namen von 128 000 gefallenen deutschen Soldaten, darunter viele aus der Spenger Region, machen die Schrecken des Krieges deutlich.
Foto 3: Natalja Roschinskaja (von links), Kristina Vidowskij, Benedetta Wallmann, Edgar Engelmann, Anastasia Sarschizki, Melanie Rube, Kevin Harder, Alex Milke, Tanja Block und Barbara Tralle auf dem Roten Platz.
SN, Artikel von Donnerstag 10.10.2013