Offene Türen in der Realschule: Kinder dürfen selber experimentieren
Spenge – Ist es die Nähe zum Wohnort, ein ausgeklügeltes Schulkonzept, sind es die leuchtenden Augen des Kindes – oder entscheidet am Ende einfach nur das Bauchgefühl? Beim Tag der offenen Tür präsentieren sich die weiterführenden Schulen jedes Jahr von ihrer besten Seite. Auch die Realschule Spenge. Nursen (links) und Cindy aus der siebten Klasse zeigen das Schaumkuss-Experiment mit erstaunlicher Wirkung. Ben und Anika experimentieren mit dem Brenner und lassen Farbspiele entstehen. Fotos: Julia Bernewasser Eindruck machen bei Eltern und Kindern – doch worauf achten diese wirklich? Er ist ein ganz normaler Schaumkuss. Bis Nursen Saricas und Cindy Abrams ihn unter eine Vakuumhaube setzen. Einen Schlauch, die einzige Luftzufuhr für die gläserne Haube, hält Cindy (13) mit der Hand zu. Plötzlich knackt die Schokoladenschicht auf und die weiße Masse schießt in die Höhe. »Die Luftbläschen in dem Schaumkuss blähen auf. Es ist faszinierend, dass es so etwas gibt«, sagt Cindy Abrams. Auch die Viertklässler stehen verblüfft vor dem physikalischen Experiment. »Solche Versuche bleiben bei den Schülern nachhaltig hängen. Und Manches kann sogar zuhause nachgemacht werden«, sagt Björn Stremming, der vor einer Versuchslandschaft steht. Naturwissenschaftlich hatte die Realschule am Samstagvormittag ein großes Angebot für die Viertklässler aufgebaut. Im Chemieunterricht experimentierten sie mit Brenner, Nitrat und Magnesiumstreifen. Hilfestellung gab es von älteren Schülern. Die Eltern der Viertklässler kamen währenddessen mit Lehrern ins Gespräch oder plauderten mit anderen Eltern über die richtige Schulform. In den Wochen vor Weihnachten steht der Marathon durch die verschiedenen Schulen in der Umgebung an, bevor es dann im Januar eine Entscheidung zu fällen gibt. Doch woran machen die Eltern eine gute Schule fest? »Die Kinder sollten individuell wahrgenommen werden«, sagt Anke Schliemann. »Sie müssen sich in der Klasse wohl fühlen und dürfen mit dem Unterricht nicht überfordert sein«, findet Annika Kindermann. »Eine kleine Schule ist bestimmt von Vorteil«, sagt Marco Schwenker. Der Tag der offenen Tür soll bei der Wahl helfen. Aber kann ein einziger Tag ein reales Bild vom Schulalltag skizzieren? »Wie mein Kind dann letztlich an der Schule mit Mitschülern und Lehrern zurechtkommt, ist natürlich nicht vorhersehbar. Am Ende entscheidet dann doch das Bauchgefühl über die richtige Schule«, sagt Claudia Warzecha. »Die Räume kann ich mir so schon gut angucken, aber eine Probestunde kann ja nichts über den eigentlichen Unterricht aussagen«, findet Marco Schwenker. Das hat auch die Schule erkannt und bietet Hospitanzen für die Grundschüler an. Einen Tag können sie dann in der Realschule verbringen. Um ihnen den Wechsel zu erleichtern, will Schulleiter Ansgar Leder künftig intensiver mit den Grundschulen zusammenarbeiten. »Unsere Lehrer müssen wissen, was bisher unterrichtet worden ist. Dann kann der Übergang fließender sein«, betont Ansgar Leder, der seit zehn Wochen im Amt ist.
»Am Ende entscheidet das Bauchgefühl.« Claudia Warzecha
Foto: Nursen (links) und Cindy aus der siebten Klasse zeigen das Schaumkuss-Experiment mit erstaunlicher Wirkung. Ben und Anika experimentieren mit dem Brenner und lassen Farbspiele
entstehen.
SN, Artikel von Montag, 25.11.2103