Projekt „Smart User“ schult 15 Realschüler im sicheren Umgang mit dem Internet
Spenge. Ein peinliches Foto auf Facebook, und dann auch noch darauf verlinkt? Das ist unangenehm. Wenn fiese Kommentare folgen, fühlen sich Betroffene oft hilflos. Cyber-Mobbing ist ein ernstes Thema. Gerade Jugendliche wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Deswegen hat die Realschule Spenge seit September 15 sogenannte Smart User – also clevere Internetnutzer – ausgebildet. Die Schüler aus den neunten und zehnten Klassen werden Jüngeren mit Rat und Tat zur Seite stehen.
„Ich finde es wichtig, meinen Mitschülern in brenzligen Situationen helfen zu können“, sagt Celina. Die 16-Jährige lernt seit Anfang dieses Schuljahres zusammen mit 14 Mitschülern in einer AG, welche Gefahren im Internet lauern und wie man sich vor ihnen schützen kann.
Dahinter steckt ein Präventionsprojekt des Bielefelder Vereins Eigensinn, der seit zwei Jahren an 17 Schulen in ganz OWL unterwegs ist. Juliane Otto, Medienpädagogin bei Eigensinn, weiß: „Jugendliche wenden sich mit ihren Problemen im Netz eher nicht an ihre Eltern.“ Besonders das Verhalten der Jugendlichen in sozialen Netzwerken wie Facebook sei für Erwachsene oft nicht nachvollziehbar.
Solche Probleme fangen beim Datenschutz an: Facebook richtet in seinen Grundeinstellungen die Privatsphäre der Nutzer so ein, dass sie möglichst viel über sich preisgeben. „Deswegen haben wir mit den Schülern einen intensiven Rundgang durch das soziale Netzwerk gemacht“, sagt Otto.
Sie und ihr Kollege Thomas Erzberger haben in den rund drei Monaten zusammen mit den Schülern ein breites Themenspektrum angerissen. Cyber-Mobbing und Privatsphäre standen genauso auf dem Programm wie das Entlarven von Täterstrategien des Cyber-Groomings, also der sexuellen Belästigung im Netz.
„Obwohl es eine Altersbeschränkung gibt, melden sich immer mehr Kinder unter 13 Jahren in sozialen Netzwerken an“, sagt Otto. Daher sei es umso wichtiger, früh für Aufklärung zu sorgen.
Auch Lehrerin Annika Molitor, die das Projekt nach Abschluss der AG weiterhin betreut, ist der Meinung: „Es bringt nichts, die Augen davor zu verschließen.“
Die Smart User werden künftig einmal die Woche eine Beratung anbieten. Langfristig werden weitere Schüler ausgebildet. Um auch digital präsent zu sein, gibt es eine eigene Facebook-Seite der Smart User. „Wir haben Videos über Cyber-Mobbing und Cyber-Grooming gedreht, damit jeder weiß, worum es dabei geht“, sagt die 14-jährige Monia. Sie sei froh, bei dem Projekt dabei gewesen zu sein, um solche Situationen zu verhindern.
Erschreckend ist für sie auch, wie unüberlegt viele ihre Daten preisgeben. „Es ist eben besser, erst nachzudenken und dann zu posten“, stimmt Celina zu. Für sie kommt das Thema in vielen Schulen zu kurz.
Foto: Digitale Experten: Celina (16) und Marvin (16) helfen ihren Mitschülern, sich ohne Bedenken im Internet zu bewegen.
Titelseite: Schüler helfen Schülern im Netz
Jugendliche Nutzer von sozialen Netzwerken wissen oft nicht, wie sie Probleme wie Cyber-Mobbing angehen sollen. Dazu sind jetzt an der Realschule die Smart User ausgebildet worden. Sie stehen ihren Mitschülern mit Rat und Tat in der digitalen Welt zur Seite.
NW, Artikel von Donnerstag 19.12.2013