Für Lehrer beginnt die Arbeit schon früher / Zwei Rektoren berichten
Für Ansgar Leder sind die Sommerferien längst vorbei. „Von sechs habe ich zwei Wochen Urlaub gemacht“, sagt der Leiter der Realschule Spenge. Seit Mitte der Sommerpause bereitet der Englisch- und Geschichtslehrer den Unterricht im neuen Schuljahr vor. Wenn am morgigen Mittwoch die Schüler zurückkehren, weiß Leder, was sie erwartet. „Sogar schon vor den Ferien weiß ich das.“
„Die Kollegen wissen, welche Klassen sie bekommen und auf welche Inhalte sie sich vorbereiten müssen“, sagt Leder. Ein Großteil dieser Vorbereitung findet während der Ferien statt. „Ich weiß von vielen Kollegen, die sich treffen, privat Fachliteratur lesen und Materialien organisieren, die über das Lehrwerk hinausgehen“, sagt Leder.
Er kenne das Klischee, dass Lehrer durch die feststehenden Ferienwochen mehr Urlaub hätten als viele andere Arbeitnehmer. Der Begriff Ferien ist aus Lehrersicht aber irreführend, findet Joachim Blombach. „Es ist unterrichtsfreie Zeit“, sagt der Leiter der Realschule Enger. Eine Woche davon habe er mit der Nachbereitung des alten Schuljahres verbracht. Danach waren drei Wochen „ohne Schule“ angesagt. Seit der fünften Ferienwoche arbeitet er abwechselnd von zu Hause und vom Büro aus an den Unterrichtsinhalten, mit denen er die 6. Klasse am Mittwoch im Englischunterricht empfängt.
Leder und Blombach haben beide einen „Klassiker“ geplant. „Die Schüler sollen von ihren Urlaubserlebnissen erzählen“, sagt Leder. Ziel ist eine Präsentation dieser Erlebnisse. Mit den richtigen Verbformen. Denn auf dem Lehrplan steht die Einführung der Vergangenheitsformen. „Die genauen Unterrichtsinhalte sprechen wir im Laufe der Vorbereitungen unter den Kollegen ab, genauso wie das Niveau, Themen und Aufgaben der Klassenarbeiten“, sagt Blombach.
Konzipiert seien diese zwar noch nicht. „Die Schwerpunkte sind aber schon klar.“ Tatsächlich erarbeitet werden die Klausuren aber erst im Laufe des Schuljahres. Im Vordergrund stehe derzeit, Unterrichtsreihen zu erarbeiten. „Das Lehrwerk, das wir seit vergangenem Jahr benutzen, bietet viele kooperative Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaus an.“ Das wolle die Schule auch entsprechend nutzen.
Von „Schnellpädagogik“ hält er nicht viel. Aus Erfahrung könne er sagen, „dass es Situationen gibt, von denen ich weiß, dass ich sie meistern kann“. Alles andere müsse geplant werden. „Ich lege viel Wert auf Vorbereitung“, sagt Blombach, der seit mehr als 30 Jahren im Schulwesen arbeitet. Im kommenden Schuljahr gebe er 28 Wochenstunden Unterricht. Vom Themeneinstieg bis zu den Hausaufgaben bereitet er sie vor.
Die genaue Unterrichtsplanung ist auch an der Realschule Spenge für kommende Woche angesetzt. An zwei Tagen besprechen die Lehrer die Unterrichtsinhalte. „Alles, was gelehrt wird, ist Zusammenspiel von Lehrplan und Absprachen der Fachlehrer“, sagt Leder.
Mit Beginn des neuen Schuljahres ist die Unterrichtsplanung aber nicht abgeschlossen. „Wir stecken viel Zeit dafür auch in die Abende und Wochenenden“, sagt Blombach, der sich auf den Start des Schuljahres freut. Außerdem gehe es ja entspannt los. Blombachs erste Englisch-Einheit heißt treffend „Coming back to School“ (Zurück in der Schule).
NW, Artikel von Dienstag 19.082014