Rat bestätigt Beschluss des Hauptausschusses – 2016 keine Anmeldungen mehr
Seit Donnerstag, 18.48 Uhr, steht es fest: Die städtische Realschule Spenge wird geschlossen. Ab 2016 sind keine Anmeldungen mehr möglich. Die Schule soll auslaufen. Das haben die Mitglieder des Rates der Stadt Spenge jetzt mehrheitlich beschossen. 19:11 lautete das Ergebnis nach – wie von der CDU beantragt – namentlicher Abstimmung. SPD und UWG unterstützten den Antrag der Grünen, wie sie es schon im Hauptausschuss getan hatten (wir berichteten). Drei Ratsmitglieder (Ruth Pilgrim, von der CDU sowie Walter Aumüller und Ursula Wilke von der SPD) nahmen an der Sitzung nicht teil. CDU und Rainer Kalla (FDP) argumentierten vergeblich für den Verzicht auf die benachbarte Regenbogen-Gesamtschule, für deren Überleben angesichts
sinkender Schülerzahlen auch niemand die sprichwörtliche Hand ins Feuer legen wollte.
Wie bekannt, hatten sich 2015 lediglich 27 Eltern für eine Anmeldungen ihrer Kinder an der Realschule entschieden. Zu wenig, um, wie vom Gesetz her vorgeschrieben, zweizügig an den Start zu gehen. 36 wären mindestens nötig gewesen. Die 84 (statt 100) Anmeldungen für die Gesamtschule stellen auch keine gesicherte Vierzügigkeit dar. Dass die Realschule überhaupt einzügig ins Schuljahr 2016/2017 starten konnte, verdankt sie einer Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung, allerdings auch nur beschränkt auf dieses eine Jahr. Im nächsten Jahr werden es nur 50 Schüler in Spenge sein, die auf weiterführende Schulen gehen.
»Die demografische Entwicklung gibt den Weg vor«, meinte denn auch Bürgermeister Bernd Dumcke. Und auch SPD-Fraktionssprecher Hans-Jürgen Fischer mochte eine Verbesserung der Situation »nicht erkennen«. Lars Hartwig (CDU) räumte der Realschule eine größere Überlebenschance ein. »Wenn nur zehn Schüler mehr zum Gymnasium wechseln als erwartet, wäre das der Todesstoß für die Gesamtschule«, meinte der Christdemokrat. Ob die Kooperation mit Bielefeld der Gesamtschule ausreichend Schüler zuführt, zog Hartwig in Zweifel. Bürgermeister Bernd Dumcke stellte in diesem Zusammenhang klar, dass keine Kooperation explizit mit der Martin-Niemöller-Gesamtschule in Bielefeld-Schildesche angestrebt werde, um Überhänge aufzufangen. Diesbezüglich sei die Verwaltung in ihrer Vorlage »falsch verstanden« worden. Vielmehr hätten die Kontakte zum Ziel, Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet, insbesondere aus dem Norden Bielefelds, in Spenge aufzunehmen. »In Bielefeld gibt es nämlich keinen Schüler-Rückgang«, argumentierte Ralf Sieker (UWG). Als Realschule übe die Engeraner Variante eine größere Strahlkraft auf die Eltern aus.
»Eine Kleinstadt wie Spenge kann sich nur eine Realschule leisten«, meinte Rainer Kalla (FDP), ehemals selbst Leiter der Realschule Spenge. SPD, UWG und Grünen warf der Liberale vor, der Gesamtschule lediglich aus ideologischer Verblendung heraus den Vorzug zu geben. Die Zerschlagung des dreigliedrigen Schulsystems (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) sei schon in den 1980er Jahren das Ziel von SPD und Grünen gewesen. Jetzt unternähmen sie den nächsten Versuch. Diesmal mithilfe der Unabhängigen Wählergemeinschaft. »Sie werden zu Totengräbern des weiterführenden Schulsystems in Spenge«, sagte Kalla auch die langfristige Schließung der Gesamtschule voraus. Auf der Zuhörerbank in der Stadthalle verfolgte Ansgar Leder als derzeitiger Leiter der Realschule Spenge die politische Debatte um nicht mehr und nicht weniger als die Existenz »seiner« Schule. Anders als im Hauptausschuss meldete er sich nicht mehr zu Wort. Gegenüber den Spenger Nachrichten erklärte er sichtlich enttäuscht: »Ein paar Jahr machen wir noch – so gut es geht.«
»Es wird keine Kooperation mit der Martin-Niemöller-Gesamtschule geben.« Bernd Dumcke Bürgermeister.
Foto: Das war’s, Daumen runter für die Realschule in Spenge. Sie soll auslaufen. Für das Schuljahr 2016/2017 werden schon keine Neuanmeldungen mehr angenommen. Das haben die Mitglieder des Rates der Stadt jetzt mehrheitlich beschlossen.
SN, Artikel von Samstag 19.09.2015